Post von Wagner

Lieber Jeff Bezos,

König von Amazonien.

Ihre Hochzeit in Venedig soll 10 bis 30 Millionen Dollar kosten. Das Tolle ist, Ihre Hochzeit bezahlen wir Amazon-Kunden. Ja, wir sind alle Amazon-Hochzeitsgäste mit unseren Bestellungen. Gestern bestellt, heute da. Schuhe, Haushaltsgeräte, Bücher.

Nein, wir sind keine Hochzeitsgäste. Wir sind nur Gaffer mit großen Augen.

Privatjets landen, die Trump-Tochter, die Kardashians, Orlando Bloom und, und, und. Derweilen schaukelt die Jacht vom König von Amazonien im Meer. 130 Meter lang, 500 Millionen teuer. Seine Jacht wird begleitet von einem 75 Meter langen Begleitschiff, auf dem ein Hubschrauberlandeplatz ist und die Garage seiner Lieblingsautos.

Seine Hochzeitsgäste wohnen in Suiten, die 8000 Euro die Nacht kosten. Mich würde interessieren, worüber die Superreichen reden. Was feiern die alles weg? Die Gier nach Jugend? Die Furcht vor dem Tod? Was für eine Sprache sprechen sie? Wie glücklich ist das Lachen der viel zu gebräunten Frauen?

PS: Auf der Gästeliste fehlen die wichtigsten Gäste. Wir. Wir haben Sie reich gemacht, König von Amazonien.

Liebes Hochzeitspaar Bezos

wie hättet ihr geheiratet, wenn Ihr kein Geld hättet, arm wärt? Kann man arm sein und glücklich? Oder ist man glücklicher, wenn man reich ist? Was sagt uns Eure Protzhochzeit in Venedig?

Eure Liebe soll angeblich wertvoller sein als das Blech der Armut. 95 Privatjets fliegen nach.

Venedig, alle Nobelhotels sind belegt (Zimmer 2500 Euro pro Nacht). Die Superstars Hollywoods sind Hochzeitsgäste. Clooney, Lady Gaga.

Das alles geschieht in einer Welt, die im Begriff ist zu zerbrechen. Was diese Superreichen in Venedig veranstalten, empört mich. Allein die Superjacht von Bezos empört mit seinen Hubschrauberlandeplätzen.

Glück ist anders.

Glück wäre … ich bin naiv. Glück ist ein Kuss, der nichts kostet.

Lieber Donald Trump,

mehr gehuldigt als Ihnen wird keinem Menschen zurzeit. Sie durften beim Nato-Gipfel im Königsschloss Huis ten Bosch übernachten, während alle Staatschefs in Hotelzimmern untergebracht wurden.

Wenn Sie aus dem Bett stiegen, fühlten Sie das Walnussparkett – den Luxus des 17. Jahrhunderts. König Willem-Alexander und Königin Maxima frühstückten mit Ihnen. Bei Königen fühlen Sie sich wohl. Was fehlt, ist eine Hymne auf Sie, König , größer als Julius Cäsar und Alexander der Große.

Es ist so bizarr, alle gucken auf ihn. Ist er schlecht gelaunt, wann lächelt er, warum guckt er ins Leere? Was bedeutet sein Gesicht?

Bei der Pressekonferenz entglitten ihm seine Gesichtszüge. Reporter fragten, ob seine Bomben tatsächlich das Nuklearsystem der Iraner vernichtet hätten. CNN und New York Times berichteten vom Gegenteil.

Der König verlor sein Gesicht. Er beschimpfte die Medien als Abschaum.

Was für einen König haben wir? Oder anders gefragt: Was für Untertanen sind wir?

Lieber Boris Pistorius,

Sie sind der beliebteste Politiker Deutschlands. Was ist Ihr Geheimnis? Ist das Geheimnis, dass jeder Sie zum Freund haben will? Einen Freund mit einem festen, harten Handgriff. Beim Talk mit Caren Miosga erlebten wir, wie Sie sind.

Kein Herumquatschen, kein „Ich verstehe das Politikerdeutsch nicht mehr“. Seine Sprache ist Ja, Ja oder Nein, Nein. Pistorius sagt klar: „Unsere Freiheit muss mit Waffen verteidigt werden.“

Boris Pistorius ist Obergefreiter der Bundeswehr. Er lernte Großhandelskaufmann, danach studierte er Jura. Sein Bruder ist Sportjournalist. Er hat Schicksalsjahre hinter sich. Seine Frau starb an Krebs, er hat zwei Töchter. Ein Mann wie er redet keinen Müll.

Präzise antwortete er auf jede Frage bei Caren Miosga. Sie fragte nach Putin. Er gab keine Antwort. Sie fragte nach Taurus. Er gab keine Antwort. Mit festem Gesicht sagte er: „Was wir hinter geheimen Türen besprechen, muss geheim bleiben.“

Wir haben einen guten Verteidigungsminister. Boris Pistorius ist ein Freund mit einem festen Handdruck.

Liebe B-2-Bomber

Nie hätte ich gedacht, dass ich jemals diesen Satz schreibe: Ich freute mich, als die Bomben fielen.

Die B-2-Tarnkappenbomber warfen sie ab – tief in die felsige Erde Irans, dort wo die Mullahs die Atombombe bauen.

Nie hätte ich gedacht, dass ich eine Bombe liebe. Sie heißt: GBU-57. Sie ist die einzige bunkerbrechende Bombe der Welt, die hinunterreicht ins Reich des Bösen.

Ihr Kopf besteht aus gehärteten unbekannten Materialien. Mit ihrem Kopf stößt sie in die Erde. 2600 Kilo Sprengstoff trägt sie in sich. In 60 Meter Tiefe explodiert sie.

Eine Bombe zu lieben ist verrückt. Seit gestern weiß ich, dass es gute Bomben gibt.

Lieber Jens Spahn,

mit Ihren 45 Jahren haben Sie es weit gebracht – Gesundheitsminister, -Fraktionschef. Plötzlich werden Sie infrage gestellt. Es wird Ihnen nicht vorgeworfen, in eine Portokasse gegriffen zu haben, um sich persönlich zu bereichern. Es wird Ihnen vorgeworfen, dass Sie ein Dilettant sind, und cool.

In der Corona-Krise hätten Sie sich verhalten wie ein kopfloses Huhn. Sie haben Milliarden Euro aus dem Fenster geschmissen.

Ja, das ist der schlimmste Vorwurf.

Erinnern wir uns, wie es 2020 war. Wir alle waren hilflos. Wir lebten auf einer fremden Erde. Wie Todespfeile breitete sich das Virus aus. Die Bundesrepublik , der mächtigste Staat Europas, war hilflos.

Jens Spahn kaufte Masken, Masken. Irgendwann, irgendwo verrotteten sie und wurden vernichtet.

Was bleibt, ist die Sehnsucht nach der Nervenstärke unserer Politiker. In der -Zeit hatten wir keine Führung und keine Verlässlichkeit.

Was ist bei der nächsten Katastrophe? Ich weiß zum Beispiel nicht, ob es einen Bunker in meiner Wohngegend gibt, wo ich mich schützen kann, wenn Raketen einschlagen. , Sie sind ein netter Kerl, aber kein Held.

Herzlichst,

Schrecklicher Ajatollah Chamenei

Sie sehen aus wie ein gütiger Opa. 86. Weißer Bart. Sie sind der böseste Opa der Welt. Sie haben verboten, dass Frauen singen, weil ihre Stimmen Männer erregen. Noch verrückter: Sie haben verboten, dass Iraner ihre Hunde Gassi führen dürfen.

Das alles geschieht vor dem gütigen Opa-Gesicht. Frauen ohne Kopfbedeckung werden verhaftet, sie sitzen in Gefängnissen, manche werden hingerichtet.

Sie sind 86 und lassen Menschen hinrichten, die Lippenstift tragen, die Musik hören. In Ihrem Staat wurden 2024 992 Menschen hingerichtet.

Sie sind verheiratet, haben vier Söhne und zwei Töchter. Ihre Familie soll 90 Milliarden reich sein. Trump teilt Ihnen mit: Wir wissen, wo Sie sich verstecken, wir werden Sie nicht ausschalten, nicht töten, zumindest nicht jetzt.

Wir alle lieben Opas im Schaukelstuhl – diesen Opa brauchen wir nicht.

Herzlichst,

Ihr Franz Josef Wagner

Liebe Kriegs-Reporterinnen,

da ist die RTL-Reporterin Raschel Blufarb, die weiter berichtet, während sich ihre beiden Kinder vor den Raketen in Tel Aviv im Bunker verstecken.

Da ist Sophie von der Tann von der ARD, die in die Tunnel der Hamas kriecht.

Die Kriegs-Reporterinnen tragen Schutzmasken, Presse ist auf ihr Schild geschrieben.

Mein Gott, sie sind Frauen. Haben sie keine Angst – nein, sie scheinen keine Angst zu haben. Sie berichten, ohne dass ihre Stimme zittert weiter. Sie berichten, was sie sehen. Die zerstörten Häuser, sie berichten über ein Baby, das gerettet wurde.

Ich glaube, dass Frauen besser berichten können. Über die Gerüche der Angst, die Bedrohung des Lebens. Eine Kriegs-Reporterin erzählt uns anders über den Krieg. Und sie erzählt uns, wie schön es ist, wenn die RTL-Reporterin Raschel Blufarb ihre Kinder in Sicherheit hat.

Kriegs-Reporterinnen, Wahrheits-Reporterinnen, was für tapfere Frauen haben wir an der Front.

Herzlichst,

Ihr Franz Josef Wagner

Lieber Donald Trump,

beim G7-Gipfel versammeln sich die Mächtigen. Sie sind der Mächtigste. Wie Sie da die Gangway herunterkommen. Ihre America-First-Kappe tragen. Es ist, als würde der König der Welt auftreten.

Der König der Welt war vor zehn Jahren ein Immobilienhai und Showmaster. Dieser Showmaster verfügt nun über die größte Militärmacht der Welt. 11 Flugzeugträger – mehr als jedes andere Land.

Man kriegt Angst vor dieser Person.

Fast alle amerikanischen Präsidenten waren meine Präsidenten. Kennedy, Carter, Clinton, Biden.

Dieser Präsident ist wirr. Gestern sagte er, sei ein Schurke und morgen sagt er, er ist ein Genie. Er erhebt Zölle und er hebt sie wieder auf. Er schickt Militär nach Los Angeles. Marines, Nationalgarde.

Was für ein Mensch ist ?

Ich muss nur auf sein gelbgefülltes Haar gucken, wie eine falsche Krone.

Herzlichst,

Ihr Franz Josef Wagner

Verfluchte Breaking News,

Du wachst auf und die Welt ist nicht mehr dieselbe. Breaking News. Tote in Israel, Raketen auf Iran. Du wachst auf und hast Heimweh auf einen ganz normalen Morgen.

Wetterbericht, Staumeldungen – so was Schönes.

Stattdessen siehst Du rauchende Trümmer, weinende Mütter. Die nächste Breaking News: Iran war dabei, die A-Bombe zu bauen. Du denkst an Hiroshima. Und Du willst gar nicht mehr wach werden, Dir die Decke über die Augen ziehen.

Ich war gerade in den Ferien in Frankreich. Ich habe die Augen zugemacht. Der Wind fummelte ein wenig um die Palmen herum, die Sonne schien in mein Glas Wein. Die Mimosen blühten, ich sah kein Fernsehen, kein Radio. Ich wachte ohne Breaking News auf. Es war ein schönes Leben.

So ungefähr war unser Leben gedacht. Ein Leben ohne Eilmeldungen.

Herzlichst,

Ihr Franz Josef Wagner